Mittwoch, 28. Juli 2010

Massentrauer oder Sensationsgeilheit?

Egal wo man hinsurft. Man wird damit konfrontiert. Ja, auch hier. Aber in einem anderen Blickwinkel. Geht man auf diverse Videoportalseiten, findet man jede Menge Videos von der Loveparade. Amateuervideos, die mit dem Handy gemacht wurden.

Einerseits nützlich als Beweisvideo - andererseits muss man sich doch Fragen: Warum filmen Menschen andere Menschen, die gerade in Gefahr sind?

Mich erinnert das alles ein bisschen an meine alte Schule. In der Pausenhalle ging es gelegentlich mal zur Sache. Ein falscher Blick und schwups hatten sich zwei Schüler in den Haaren. Da flogen nicht nur Fäuste, auch ein Mülleimer musste daran glauben. Jemand der da zwischen geht? Fehlanzeige. Ich beobachtete damals schon, wie viele nicht beteiligte Schüler ihr Handy zückten und fleißig ein Video drehten. 


Nach der Schule bin ich dann erstmal gemütlich vor den PC. Ein paar Klicks auf YouTube und ich konnte das in der Schule gesehene Spektakel nochmal als Video anschauen. Aber nun zurück zur Loveparade...


Nicht nur auf Videoseiten findet man etliche Einträge - auch bei Twitter, Facebook und StudiVZ finden sich recht viele Gruppen. Eine Gruppe in den Netzwerken sieht ungefähr so aus: "Trauerseite für die Loveparade Opfer" oder "R.I.P. an die Opfer der Loveparade"


Diese Gruppen haben teilweise schon weit über 2000 Anhänger. Ich persönlich frage mich, was das bringen soll? Natürlich sind wir alle zu tiefst schockiert was da passiert ist. Aber ich habe echt das Gefühl, dass manche Leute in dem Moment einfach nur "dazugehören" wollen. Macht sich ja bestimmt gut im Profil...

Diese Art von Massenhysterie erinnert mich ebenfalls etwas an die WM. Klar - bei der WM ist keiner ums Leben gekommen. Aber es ist ein gutes Beispiel. Überall hängen plötzlich Flaggen aus den Fenstern, jeder ist Urplötzlich solidarisch. Dann verliert die deutsche Mannschaft - alles wieder Scheisse. Die WM ist vorbei - keinen juckt es mehr. 

Es ist schlimm, was da in Duisburg passiert ist. Allerdings sollten wir doch alle etwas auf dem Teppich bleiben. Jedem tut es Leid was da passiert ist - das sollte doch reichen, oder?

Nachtrag: 1LIVE befasst sich auf der Homepage ebenfalls mit dem Themen. Schauts euch an >>>>

Dienstag, 27. Juli 2010

Ich kann verstehen ...

Ich find es erstaunlich wieviele Leute irgendwelche Kommentare posten müssen, weil SIE denken, dass der Artikel "Die Sicht der Dinge" nicht auf die Wirklichkeit zutrifft.

Ich stelle hiermit nochmal klar, dass der Inhalt des Textes NICHT von mir stammt. Er ist von einer Bekannten die tatsächlich auf der Loveparade bzw. vor dem Gelände an dem Tunnel war. Da lege ich meine Hand für ins Feuer.

In einem Absatz schreibt sie: "Kinder mit einer Pulle Cool Up [...]" - dieser Gedanke ist von Ihr entstanden, als sie selbst noch gar nicht wusste, warum da Leute überhaupt von Sanitätern betreut werden.

Wer dem "Bericht" keinen Glauben schenken will, soll es lassen und nicht blöd rumkommentieren.

Montag, 26. Juli 2010

Die Sicht der Dinge

Uns lässt das Thema nicht los. Jeder hat seine Art damit abzuschliessen. Wovon rede ich? Natürlich von der Loveparade. Da ich aktiv bei RauteMusik bin (Internetradio) kenne ich jede Menge Menschen, die am Tag des Geschehens live dabei waren. Unter anderem auch eine Person aus dem Tunnel. Es handelt sich um "Lin" - Sie ist DJane bei RauteMusik.eXTreMe und hat einen Augenzeugenbericht geschrieben, den ich hier veröffentlichen darf. Lest selbst...


2 Tage danach

Die "Rampe" zum Gelände
Ich bin auf ein sehr interessantes Bild gestoßen.







Hier kann man sehr gut erkennen, wie schmal die "Rampe" zur Loveparade eigentlich war. Wenn man sich nun vorstellt, dass da rund 1,4 Millionen Menschen durchgeschleust werden sollten...

Berichterstattung 1LIVE

Da saß ich also nun. Ich sitze im Auto - habe Feierabend. Generell höre ich eigentlich immer Radio beim Autofahren. Ist ja auch naheliegend - will ich doch später Moderator werden.

Bei mir im Auto läuft, wie wohl bei den meisten in meinem Alter, 1LIVE. Christian Terhoeven und Michael Dietz moderieren den Nachmittag. Thema natürlich: Loveparade. Sie spielten einen ziemlich (entschuldigt das Wort) geilen Zusammenschnitt der Ereignisse. Die einzelnen O-Tönen und die Hintergrundmusik - eine einzigartige Stimmung. Respekt an den Macher der Collage.

Leider kann ich Sie euch nicht zur Verfügung stellen. Ich hab eben mit 1LIVE telefoniert - die Collage wird nicht im Internet veröffentlicht, weil die Rechte fehlen. Ich hoffe, dass sie nochmal gesendet wird.

Wie hab ich die Loveparade verfolgt?



Meine Freundin und ich, haben uns schon die Woche davor entschlossen, nicht auf die Loveparade zu fahren. Wir haben beide gelesen, dass es ein abgeschlossenes Gelände sein soll. Abgesehen davon, hat die Presse ebenfalls berichtet, dass ungefähr nur 500.000 Menschen auf das Gelände passen. Die Veranstalter sind im Vorfeld aber von nur über eine Million ausgegangen. Dies war u.a. der Hauptgrund, warum wir nicht dorthin gefahren sind. Uns war von vornerein klar, dass es tierisch eng und ätzend werden würde.

Am Samstag also erst mal schön im Herzen von Iserlohn gebummelt, beim Friseur gewesen und schliesslich noch ein Käffchen getrunken. Anschliessend sind wir dann zu meiner Freundin nach Hause gegangen. Wir haben uns auf dem Balkon eine genüssliche Zigarette geraucht. 
Zwischendrin ist mir eingefallen, dass ja die Loveparade gestartet ist - also nix wie hin zum Fernseher und den WDR angemacht. Thomas Bug und Catherine Vogel moderieren gerade und erklären dem Publikum, wie alles abläuft. In den nächsten 2 Stunden ist der Fernseher eher im Hintergrund gelaufen, zwischendurch hat man einfach mal drauf geschaut, was so passiert. Alles war gut.


Irgendwann kam dann die Meldung, dass das Gelände der Loveparade abgeriegelt sei. Die Polizei fordert die Leute auf, wieder umzukehren und nach Hause zu fahren. An Leute die unterwegs sind, wird ebenfalls appelliert, nicht mehr in Duisburg aufzutauchen sondern umzukehren.
Soweit ist also noch alles in Ordnung - wobei ich es schon heftig finde, eine Loveparade abzuschliessen. Man wusste vorher, wie beliebt diese Parade doch ist und konnte sich denken, dass ein Gelände was für 500.00 Menschen ausgelegt ist, nicht für über eine Million Partybesucher reichen wird. Für mich persönlich ein Unding, so eine Veranstaltung auf einem geschlossenen Gelände durchzuführen.


Nun gut - wir haben also weiter TV geschaut. Thomas Bug und Catherine Vogel, ebenso wie Sabine Heinrich, haben ihren Job meiner Meinung nach sehr gut gemacht. Alle haben sie gute Laune rübergebracht und angemessen, also nicht zu überdreht, berichtet.
Nach ein paar Kaffee und interessanten Gesprächen mit meiner Freundin, kam dann auch schon die kaum glaubwürdige Meldung von zehn Toten. Im WDR lief unterhalb des Bildes ein "Crawler", also eine Art Miniticker. Dort war dann von 10 Toten und 100 Verletzten die Rede.
Den Moderatoren hat man schlagartig angesehen, dass es wohl stimmt, was da passiert ist. Die gute Laune war, verständlicherweise, weg.  Hier schon mal angemerkt einen großen Applaus an Vogel und Bug - sie haben meiner Meinung nach sehr angemessen reagiert - in solchen Situationen merkt man am besten, ob ein Moderator mit neuen Informationen gut umgehen kann oder eben nicht.


Wir haben das Geschehen also weiterhin spannend am TV verfolgt. Mittendrin ist uns dann eingefallen, dass zwei Freunde von uns ebenfalls zur Loveparade wollten. Ich also direkt angerufen - unsere Freundin ging ans Handy. Folgender Dialog entstand:
Ich: "Geht’s euch gut?"
Sie: "Nein. Tobi wird gerad neben mir wiederbelebt"
Ich: "Ach. Erzähl doch keinen. Dafür redest du aber sehr ruhig und cool"
Sie: "Ja, was soll ich denn machen - soll ich losheulen?"
Ich: "Irina, erzähl mir keinen."
Sie: "Wir sitzen im Zug - sind gerad in Mülheim - war nur Spaß"
Ich: "Ey, hab mir gerad voll die Sorgen gemacht. Sowas macht man doch nicht..."
Das Gespräch also sehr ... naja..wie soll man sagen...witzig? Nein - auf keinen Fall. Im ersten Moment habe ich eine derartige Gänsehaut bekommen, ich wusste gar nicht, wie ich reagieren sollte. Von ihr war es scherzhaft gemeint - sie wusste zu dem Zeitpunkt wohl noch nicht, wie schlimm das ganze eigentlich ist. Ich nehm es ihr nicht übel, auch wenn es schon relativ krass war. Meine Freundin saß bei dem Telefonat neben mir, sie wurde auch etwas blass.

Ich wollte mehr wissen. Bin also zum PC meiner Freundin gegangen und hab Twitter angeworfen und nach "#loveparade sowie #duisburg" gesucht...Ja, da kam sie auch schon die Flut an Infos. Mich erreichten ganz schnell, dutzende von Tweets. Innerhalb von wenigen Sekunden war mein Dashboard voll mit Infos, Bildern, Videos. Nun - ich klickte mich also durch. Es war heftig mit anzusehen, wie viele Leute in der "Passage" zur Loveparade feststeckten. Schreckliche Bilder - Menschen die nicht wussten, was sie tun sollten. Menschen die auf dem Boden lagen. Menschen die schon regelrecht übereinander gestapelt waren. Einfach nur schreckliche Bilder.
Im nächsten Moment ging mir eine Menge durch den Kopf. Ich habe überlegt...überlegt was gewesen wäre, wenn meine Freundin und ich hingefahren wären. Hätte es uns auch getroffen? Wären wir mit dabei gewesen? Hätten wir auch so eine Panik gehabt? Was hätten wir tun sollen?
All diese Fragen sind mir durch den Kopf geschossen. Ich habe schnell überlegt, ob noch andere Freunde oder Bekannte auf der Loveparade waren. Gottseidank fiel mir niemand ein. Später bewahrheitete sich dann auch, dass niemand nahestehendes von meiner Freundin oder von mir auf der Loveparade war.


Die Bilder verdaut, Infos eingeholt. Ich bin mit meiner Freundin auf den Balkon gegangen um eine Zigarette zu rauchen. Wir haben darüber geredet - woran kann es liegen? Was ist da passiert? Wer hat versagt? Wird es je wieder eine Loveparade geben? Lag es nur am Tunnel? Oder war die Veranstaltung generell nicht für Duisburg geeignet? All diese Fragen werden wir wohl erst in den kommenden Wochen beantwortet kriegen. Jedenfalls hoff ich es - den Angehörigen von den Opfern muss Aufklärung gewährleistet werden. Ich hoffe, dass niemand irgendetwas versucht zu vertuschen - das Fehler erbarmungslos, konkret und ehrlich aufgedeckt werden.
Trotzdem würde es mich nicht wundern, wenn Tatsachen verschwiegen oder gar vernichtet werden würden...
R.I.P.


Was hat mich dazu bewegt?

Erstmal einen wunderschönen guten Tag! Mein Name ist Benjamin Schulz, ich bin wohnhaft in Iserlohn, 21 Jahre alt und arbeite freiberuflich bei Antenne Unna.

Seit längerem habe ich vor, einen Blog zu eröffnen. Die Zeit hat es allerdings nie so richtig zugelassen. Findet mal einen Gratis-Blog Dienst, der euren Ansprüchen gerecht wird. Ist nicht ganz so einfach.

Okay, was wird euch in Zukunft hier erwarten?

Ich bin sehr aktiv in sozialen Netzwerken - sei es VZ, Facebook oder Twitter. Überall bin ich vertreten. Das heißt, dass ich auch jede Menge mitbekomme.

Mein Ziel ist es, alle Informationen über die "neuen" Medien, das sogenannte Web 2.0, hier zusammenzuführen und mit kritischen, nachdenklichen Kommentaren auszustatten.

Ausserdem werd ich meine Denkweisen über gewisse Themen posten. Lasst euch einfach "überraschen."